von geoff » Fr 14 Jun, 2013 18:18
Da geht's weniger um die internen Kosten des Datenvolumens (hat man die nötige Infrastruktur erst mal geschaffen, sind die ziemlich marginal...) als um mögliche Zusatzeinnahmen, die man erzielen könnte, wenn man die lästige Netzneutralität irgendwie loswerden kann.
Wenn das "allgemeine" Internet nur noch beschränkt verfügbar gemacht wird, gleichzeitig aber "unbegrenzt inkludierte Premium Services" von "Partnern" angeboten werden, kann man große internationale Contentanbieter (Google/Youtube, PPV-Dienste etc.) besser in die Zange nehmen, und sie zur Zahlung von Beiträgen erpr..... ähh motivieren, damit ihre bandbreitenhungrigen Dienste auch weiterhin im größten Netz des Landes wie bisher ungestört konsumiert werden können. Diese werden zwar anfangs etwas murren, schließlich aber doch zahlen, weil sie einerseits sonst auf einen erheblichen Teil des Geschäfts in diesem Land verzichten müßten, und andererseits, weil sie sich dadurch auch indirekt einen kleinen Wettbewerbsvorteil gegenüber kleinen, innovativen Konkurrenten schaffen können, die sich solche Zugangsgebühren einfach nicht leisten können und somit zumindest in diesem Markt ordentlich ausgebremst werden. Gibt's dann irgendwann nur noch ein Dutzend großer, unbegrenzt verfügbarer Contentprovider, tut man sich auch mit der Distribution leichter (eine direkte Glasfaser zu Youtube, eine zu Netflix etc.), muß weniger in den Ausbau investieren, kann mit diesen Partnern leichter neue Einnahmequellen realisieren (z.B. individuell vom Zugansprovider eingeblendete Werbung o.ä.) und diese irgendwann vielleicht auch zwangsweise ganz auf Pay-Modelle umstellen, dann werden halt z.B. für den Abruf eines YT-Videos automatisch ein paar Cent extra auf die Rechnung gesetzt, und wenn ein bekannter Star drin vorkommt, kostet's natürlich gleich das Doppelte. Am Ende hat man dann halt sowas ähnliches wie Ultra-Breitband-Minitel/BTX, wo der Netzbetreiber die Inhalte (bzw. deren Anbieter) vorgibt, der User zahlt für jede einzelne Nutzung, und damit's nicht ganz nach geschlossenem System aus dem letzten Jahrhundert aussieht, gibt's halt auch ein Gateway ins "richtige Internet", wo man aber nur volumsmäßig beschränkten Zugang hat.
Statt selbst was innovatives zu entwickeln, über das man Mehreinnahmen generieren könnte, macht man halt, was sich schon früher bewehrt hat: an den gut ausgebauten Haupteinfallsstraßen Zäune und Mauthütten aufstellen und dort nur noch bekannte Gesichter zum Fixpreis unbeschränkt durchlassen, und alle anderen auf die umliegenden, kaum gepflegten Feldwege umleiten, die zu kleinen Mautstellen führen, wo man entweder gar nicht durchkommt weil der Beamte dort vielleicht grad einen schlechten Tag hat, oder wo man kaum vorankommt, wenn grad mal gebührenfrei offen ist.
Alles bewegt sich historisch betrachtet in Wellen. - Der grenzenlose Informationszugang scheint da leider keine Ausnahme zu sein.